Corfe Castle, Grafschaft Dorset, England, Großbritannien
© Ross Hoddinott/Minden Picture
Die „Burg im Tal“
Wenn man die Silhouette des verfallenen Corfe Castle in der sanft geschwungenen und in Nebel gehüllten Hügellandschaft der Grafschaft Dorset erblickt, lässt sich die einstige Pracht dieser Burgruine nur erahnen. Man spürt eher den Hauch der langen Geschichte aus Intrigen und Ränkespielen, mit der das Gemäuer verbunden ist und bei deren näheren Betrachtung es einem kalt den Rücken herunterläuft. Die Bezeichnung Corfe kommt aus dem Angelsächsischen und beschreibt das Tal, in dem sich die Burgruine befindet. Corfe Castle bedeutet übersetzt also in etwa Burg im Tal. Die Geschichte der Burg beginnt mit einem Verrat. Der Legende nach fiel auf diesem Hügel der jugendliche König Edward der Märtyrer einem Anschlag zum Opfer. Dahinter steckte vermutlich sein Halbbruder und Nachfolger Æthelred der Unfertige. Die Tat fand im Jahr 978 statt – rund hundert Jahre bevor die Burg an dieser Stelle errichtet wurde.
Im 13. Jahrhundert wurde Corfe Castle unter König Johann Ohneland weiter ausgebaut – im Zuge der luxuriösen Umbaumaßnahmen verschwand auch ein gefürchtetes Verlies, in dem der Monarch zuvor zahlreiche Gefangene verhungern ließ. Im englischen Bürgerkrieg Mitte des 16. Jahrhunderts verteidigte die Adlige Mary Banks – Ehefrau des neuen Burgherren, der sich seinerzeit auf Kriegszug befand – die Burg während einer dreijährigen Belagerung vehement gegen anti-royalistische Truppen. Letztlich wurde Lady Mary von den eigenen Leuten verraten und geriet in Gefangenschaft. Daraufhin zerstörten die Belagerer die Burganlage, was zu deren heutigen Aussehen führte. Man kann also feststellen, dass ein weiterer Verrat dazu führte, die Geschichte von Corfe Castle zu beenden.
Heute stehen die Überreste der Burg als „Scheduled Monument“ unter Denkmalschutz. Eine solche Bezeichnung erhalten in Großbritannien geschützte archäologischen Stätten, die in der Regel unbewohnt sind. Wie es scheint, ist dieser Status aber nicht der einzige Schutz des alten Gemäuers. Es gibt Berichte über Schluchzer von Kindern, die in der Luft widerhallen, unerklärliches Lichterflackern und – am berüchtigtsten – die kopflose Erscheinung einer weiß gekleideten Frau, die nachts auf dem Ruinengelände herumspukt. Fans von Gespenster- und Gruselgeschichten finden in Corfe Castle also jede Menge Unterhaltung. Viel Spaß beim Gruseln!